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Die Cerebralparese (CP) im Detail

Definition von CP oder Cerebralparese

Die Cerebralparese oder zerebrale Lähmung stellt einen pathologischen, nicht fortschreitenden Zustand dar, der durch Lähmungen, unkoordinierte Bewegungen und andere motorische Störungen gekennzeichnet ist. Eine Persönlichkeitsstörung liegt nicht vor.

Die zerebral bedingte Lähmung (Cerebral Impairment) umfasst sensorische Störungen (visuell, auditiv) und die Beeinträchtigung höherer Funktionen (Sprachstörungen, beschränkte Raumorientierung, Agnosie).

Die durchschnittliche Häufigkeit liegt bei zwei bis vier CP pro tausend Lebendgeburten. Frühgeburtlichkeit und neonatales Hirnleiden sind die Hauptursachen für Cerebralparese.

Als neonatales Hirnleiden werden neurologische Schäden in der nachgeburtlichen Periode bezeichnet, die durch einen akuten fötalen Leidensmechanismus bedingt sind. Fehlbildungen und neurologische Schäden, die auf Infektionen oder den Stoffwechsel zurückzuführen sind, fallen nicht unter diesen Begriff. Neonatales Hirnleiden wird bei Neugeborenen immer dann beobachtet, wenn die Gehirnzellen unter Sauerstoffmangel leiden: dies wird als neonatale Anoxie bezeichnet.

 

Ursachen und Risikofaktoren

Schwergeburten sind heute dank der kodifizierten Verwendung von Kaiserschnitten nur noch selten für diese Pathologie verantwortlich.

Die Rolle des geburtshilflichen Traumas wurde 1828 von Little aufgezeigt. Das nach seinem Namen benannte „Little-Syndrom“ ist durch eine spastische Querschnittslähmung gekennzeichnet, die bereits in den ersten Lebensmonaten bei Kindern auftritt, die nach einer schweren Geburt in einem Zustand von Asphyxie auf die Welt gekommen sind. Dieses Syndrom fällt in den allgemeinen Rahmen der infantilen Enzephalopathien.

Akutes fötales Leiden kann auch die Folge einer intrauterinen Anoxie sein, die durch eine Anomalie der Plazenta oder der Nabelschnur, eine lange Schwangerschaft, niedrigen Blutdruck, chronische Ateminsuffizienz, Diabetes usw. verursacht wird.

Frühgeburtlichkeit, Dysmaturität, Zwillingsschwangerschaften usw. sind auslösende Faktoren.

Eine zerebrale Anoxie kann auch nach der Geburt bei zerebraler Hirnblutung, Herz-Kreislauf-Kollaps, Herz- oder Lungenfehlbildung, einem unerklärlichen plötzlichen Kindstod, der rückgängig gemacht wurde, Krämpfen, Herzstillstand oder Enzephalitis usw. entstehen – alles Umstände, die dazu führen, dass die Blutversorgung des Gehirns abnimmt oder für längere Zeit ausfällt.

Die Symptome einer Zerebralparese

Die elementaren motorischen Störungen stehen in Zusammenhang mit den Hirnschäden, welche die Feinabstimmung zwischen agonistischen, antagonistischen und synergistischen Muskeln stören. Bei einem nicht geschädigten Kind regeln diese unbewussten Anpassungen die Körperhaltung und die willkürliche Bewegung.

Bei Neugeborenen treten zahlreiche Symptome auf.

Von Schläfrigkeit bis zu tiefem Koma sind konstante Bewusstseinsstörungen festzustellen. Die archaischen Reflexe sind nicht vorhanden oder unvollständig. Die Tonusstörungen umfassen eine globale Hypotonie mit Areaktivität, die von Anfällen zitternder Hypertonie unterbrochen wird.

Neuromuskuläre Übererregbarkeit, ein schriller „neurologischer“ Schrei, Krämpfe, Lähmungen, Saug- und Schluckstörungen, abnormale Augapfelbewegungen und zwanghaftes Kauen vervollständigen das neurologische Bild. Instabilität der Temperatur, Herzrhythmusstörungen, Apnoen mit Zyanose und vasomotorische Anfälle vervollständigen die Charakterisierung des neonatalen zerebralen Leidens.

Unter den hilfreichen Zusatzuntersuchungen sei die prognostische Bedeutung des Elektroenzephalogramms erwähnt. Die Computertomographie des Gehirns (CT-Gerät) ermöglicht es, anatomische Schäden zu beurteilen, sofern sie sichtbar sind.

Saint-Anne Dargassies unterscheidet drei Perioden, in denen sich die zunächst vermutete Diagnose bestätigt und dann offensichtlich wird.

  • In der Alarmperiode (0 bis 3 Monate) treten folgende Verdachtszeichen auf: Reizbarkeit mit spontanem oder hervorgerufenem Zittern, Erregbarkeit mit Zuckungen und Schütteln, intensiver aktiver Tonus, fehlerhafte Kopfstatik, schlechte Kopf-Augen-Synergie mit fehlendem Eyetracking, verzögerte Entwicklung der Handmotorik, anhaltendes Schielen, Schlafstörungen, Schwerhörigkeit.
  • Die Orientierungsphase (4-8 Monate) ist gekennzeichnet durch Steifheit der unteren Gliedmaßen, axiale Hypotonie, Zurückwerfen des Kopfes, fehlendes oder langsames Greifen, häufig geschlossene Hände, psychische Langsamkeit.
  • Die Periode der Gewissheit beginnt mit acht Monaten; die genannten Zeichen sind eindeutig. Das Fehlen der Fingerklemme ist auffällig, der Säugling ist unfähig, einen Gegenstand mit Daumen und Zeigefinger zu erfassen. Abwesenheit der „Fallschirm“-Reaktion: Wenn man in diesem Alter den Rumpf des Säuglings nach vorne beugt, breitet er normalerweise die Arme vor sich aus, wie um sich zu schützen. Das Fehlen dieses Reflexes und das Auftreten abnormaler Bewegungen bestätigen die Diagnose.

Verlauf der Zerebralparese

Die zerebrale Anoxie bei Neugeborenen ist schwerwiegend. Die Frühsterblichkeit ist hoch und es sind neuro-psychische Folgeerscheinungen zu befürchten, vor allem wenn die Anoxie frühzeitig und langanhaltend war.

Eine Prognose ist in der neonatalen Phase dennoch schwierig zu erstellen.

Kinder mit neonatalem Hirnschaden sind zweifellos eine Gruppe mit hohem neurologischem Risiko. Sie erfordern daher eine sorgfältige und regelmäßige medizinische Überwachung mit dem Ziel, intellektuelle, motorische, sensorische usw. Behinderungen frühzeitig zu erkennen, um so früh wie möglich mit einer geeigneten Rehabilitation beginnen zu können.

Einige prognostische Kriterien sollte man kennen. Wenn ein Kind mit akutem fötalem Leiden in der Lage ist, am achten Tag die Hälfte seiner Nahrung selbstständig aus der Flasche zu trinken, ist die Wahrscheinlichkeit von Folgeschäden sehr gering, wenn nicht inexistent. Neurologische Schäden werden in der Regel vor dem 9. Lebensmonat des Kindes (korrigiertes Alter) festgestellt. Nach diesem Alter ist ihr Auftreten bei einem bis dahin normalen Säugling außergewöhnlich.

Behandlung

Die beste Behandlung der neonatalen Anoxie ist präventiv: Sie zielt darauf ab, das geburtshilfliche Trauma, die neonatale Infektion und die Anoxie so weit wie möglich zu reduzieren.

Die Überwachung der Schwangerschaft und der Entbindung sind ein wirksames Mittel.

Bei einem Kind mit Cerebralparese muss eine umfassende Untersuchung durchgeführt werden, um Folgendes zu klären:

– Der Grad der motorischen Abhängigkeit

– Das geistige Niveau

– Die damit verbundenen Störungen

– Der erzieherische und soziokulturelle Grad des familiären Umfelds

– Die Möglichkeiten der Beschulung

Diese Bilanz kann am besten in einem Zentrum für sozialmedizinische Frühförderung erstellt werden.

Die Physiotherapie (Krankengymnastik, Ergotherapie, Hydrotherapie, Balneotherapie, Elektrotherapie) ist von grundlegender Bedeutung.

Apparaturen, orthopädische Eingriffe (Tenotomien, Transplantationen, Verlängerungen, Neurotomien, Osteotomien, Transplantationen usw.) sind von großer Bedeutung, um möglichst schnell eine aufrechte Haltung zu sichern.

Logopädische Maßnahmen und eine Behandlung mit Antiepileptika sind ebenfalls unerlässlich.

Jährliche Röntgenuntersuchungen (Hüften, Wirbelsäule) sind bis zur Adoleszenz unerlässlich.

Verdauungs- und Ernährungsprobleme müssen erkannt werden. Aufgrund von Ernährungsschwierigkeiten sind die Kinder häufig hypotrophisch. Dehydrierung ist häufig. Oft lautloses, aber wiederholtes Verschlucken. Ein gastroösophagealer Reflux ist praktisch ständig vorhanden und muss überwacht und medikamentös behandelt werden. Eine GERD-Chirurgie ist bei starker Unterernährung aufgrund von Reflux, wiederholten respiratorischen Zwischenfällen, Anämie, Risiko einer Verengung oder Ösophagitis und vor einem Eingriff zur Osteosynthese der Wirbelsäule zu in Erwägung zu ziehen.

Die Ernährung sollte hochkalorisch sein und mit Vitamin D, Eisen und Folsäure angereichert werden. Es sollte auf reichliches Trinken geachtet werden.

Verstopfung muss erkannt und behandelt werden: Körperstellung, Massagen, Diätetik, Flüssigkeitszufuhr, Abführmittel und manchmal die Evakuierung eines Fäkaloms.

Atembeschwerden hängen mit der Schwäche der Atemmuskulatur und dem Verschlucken zusammen. Die Behandlung erfolgt durch Physiotherapie der Atemwege, Aerosolen und Antibiotika bei Überinfektionen.

Alle gängigen Impfungen sollten durchgeführt werden. Die Zahnpflege darf nicht vernachlässigt werden.

Auf die Spastik wirken nur wenige Medikamente.

Im Falle einer CP bei einem Kind mit normaler Intelligenz und aufgeschlossenen, verantwortungsbewussten Eltern ist es ideal, das Kind normal einzuschulen. Es werden jedoch aufgrund seiner unbeholfenen Gesten, seiner Langsamkeit und seiner Ermüdbarkeit einige Anpassungen vorgenommen werden müssen.

In den meisten Fällen erweist sich eine Halbpension oder die Unterbringung in spezialisierten Zentren als notwendig. Zu diesen spezialisierten Zentren gehören spezialisierte Kinderhäuser mit Gesundheitscharakter und Rehabilitationszentren für Körper- und Sinnesbehinderte. In diesen Zentren werden Kinder, die zu schwer behindert sind, um in der Familie bleiben und die städtische Schule zu besuchen, für längere Zeit im Internats- oder Halbpensionsmodus aufgenommen.

Die medizinisch-pädagogischen Institute (M.P.I.) nehmen Kinder im Vorschul- und Schulalter auf und erteilen ihnen einen allgemeinen und praktischen Unterricht, der ihren geistigen Fähigkeiten angepasst ist. Sie bieten auch eine Bewegungsschulung an, die ihre handwerkliche Geschicklichkeit entwickelt.

Das Verhalten in der Familie ist manchmal problematisch. Häufig ist die Hilfe eines Arztes oder Psychologen erforderlich.

Ein behindertes Kind sollte von den anderen Familienmitgliedern so natürlich wie möglich behandelt werden. Der moralische Zustand des Kindes hängt nämlich viel mehr von der Einstellung der Eltern ab, als von der Art seiner Behinderung.

Psychologische Studien haben gezeigt, dass sich ein Kind, das von Geburt an verkrüppelt ist, nicht für seinen Zustand schämt. Das Verhalten seiner Eltern und Geschwister kann bei ihm möglicherweise ein Unbehagen wecken.

Das behinderte Kind braucht kein Mitleid. Es muss als gleichwertig mit seinen Geschwistern angesehen und behandelt werden, wobei seine Behinderung natürlich zu berücksichtigen ist.